Ursprünglich als Kampfkunst entwickelt und in einer Familientradition geheim weitergegeben, diente Tai Chi der Verteidigung der Familie – nicht dem Angriffskampf.

Es handelt sich um eine innere Kampfkunst. Das bedeutet, das Erreichen eines inneren Gleichgewichts und einer inneren Kraft mit denen die Energie des Gegners aufgefangen wird.
Über Generationen entwickelten sich in den Familien verschiedene Stile. Gemeinsam ist allen Stilen, dass die innere Kraft weit mehr vermag als Muskelkraft.

„Wer Tai Chi Chuan übt wird robust wie ein Holzfäller, beweglich wie ein Kind und gelassen wie ein Weiser“

chinesisches Sprichwort

Die jetzigen Techniken wurden vor etwa zweihundert Jahren entwickelt. Sie sind ebenfalls ein Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin, in der das richtige Verhältnis zwischen Yin (Ruhe) und Yang (Energie), sowie das Fließen der Lebensenergie Qi Grundprinzipien darstellen.

Grundlage ist die „Form“ – ein Bewegungsablauf, der langsam fließend, weich und entspannt ausgeübt wird. Durch eine natürliche und unverkrampfte Körperhaltung werden die Energiebahnen (Meridiane) für die vitale Energie (Qi) geöffnet. Die Langsamkeit des Bewegungsablaufes lässt dem Geist Zeit, die Bewegungen voll konzentriert genau zu führen. Dadurch erfährt der Mensch Meditation in der Bewegung. Er fühlt sich erfrischt und kann den Alltagsstress vergessen.

Bei regelmäßigem Üben löst Tai Chi tiefsitzende Verspannungen, die Muskeln werden elastischer und die Gelenke mobilisiert. Atmung, Herztätigkeit und das Immunsystem werden optimal gefördert. Tai Chi kann von Menschen jeden Alters erlernt und praktiziert werden.

Tai Chi Chuan ist der Weg, die innere Kraft durch geistige Führung der Körperbewegungen freizulegen und zu entwickeln. Es ist ein ständiger Prozess, die eigene Aufrichtung zu erschaffen, mit leerem Geist und ohne die Absicht, irgendwelche Konzepte zu erfüllen.

Die „Erfinder“ des Tai Chi Chuan waren „Kulturbringer“, und jeder, der ihren Spuren folgt, ist es auch.

Die chinesische Kampfkunst Tai Chi (Taijiquan) wurde im Dezember 2020 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Vereinten Nationen (UNESCO) aufgenommen.